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PAUL SIMON:
Kunst und alternative Medien,
Kunst als Kommunikation,
Kommunikation als Kunstform (1971)

1. Von der sozialen NO!art zur sozialen Underground-Presse, zu Karikaturen und zu veränderter Werbung. Von der March-Gruppen NO!art zur Kommunikation als Kunstform.

2. Neudefinition der Kunst als Aktion und Wahrnehmung: Der Schöpfungsakt des "Kunstobjekts" und die Erfahrung, ihn wahrzunehmen, sind das Wesentliche. Das Objekt ist nur das Endprodukt von etwas viel Wichtigerem ... Kunst ist die Aktion, und Aktionen haben Wirkungen. Die Gültigkeiten der Kunstaktionen werden durch ihre Wirkungen bestimmt.

3. Die größte Wirkung zu erreichen, heißt, die meisten Leute zu erreichen, und zwar so schnell wie möglich. Daraus folgt: Die Massenmedien sind von größter Wichtigkeit. Die Museen werden vollkommen irrelevant. Sie sind tatsächlich ein Hindernis für jegliche Kommunikation. Museen trennen die Kunst vom wirklichen Leben, weil sie die freie Bewegung der Kunst durch die herkömmlichen Wahrnehmungskanäle verhindern, siehe z.B. das "Alltagsleben".

4. Alternative Medien - Alternativer Lebensstil - Alternative Wahrnehmung der Welt - Alternative Definition von allem (Das Universum ist eine Totalität, der Mensch ist eine Totalität. Du kannst nicht nur einen Teil von einem Ganzen ändern. Du musst alles ändern oder du hast gar nichts geändert, klar?). Beim Versuch, Kunst neu zu definieren, ist es den Underground-Medien gelungen, die Kunst zum Bestandteil eines jeden Teils des Alltagslebens zu machen (wieder hineinzubringen), indem sie die Kunst wiederentdeckten als einen wesentlichen Bestandteil der menschlichen Existenz. Zeitungen werden zu Kunstformen, Kunstformen werden zu Zeitungen: Damit ist das ursprüngliche Niveau wiederhergestellt. Von hier aus können wir überall weitermachen ...

5. Folgeerscheinungen und ihre Bedeutung: "Underground Comics": In Wirklichkeit sind es die einzigen Overground Comics, die einzigen legitimen Comics, die von echten Lebensproblemen und Existenzsituationen handeln. "Werbung", was ist Werbung? Alle Kommunikationsmedien sind Werbung. Es kommt nur darauf an, wofür man gerade wirbt. Wir werben für Lebensstile. Die Neudefinition von Werbung führt zu neuen Formen der Werbung: zum schnell gemachten Flugblatt, zu radikalen Plakaten, zu improvisierten Straßendemonstrationen, zu gewaltsamen Revolutionen.

6. Und wo gehen wir hin? Antwort: überallhin.

Publiziert in: Lurie, Boris; Krim, Seymour: NO!art, Köln 1988

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PAUL SIMON: Ehemals Redakteur der Underground-Zeitschriften RAT in New York und SEED in Chicago.

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